Refoam oder neu?
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fibbser
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#1
17.06.2009, 17:10

Hallo Leute,

irgendwie ist zur Zeit der Teufel los, will sagen: es kommen immer mehr HiFi-Komponenten, die ich einst kaufte, wieder zurück in meine Hände.

So auch heute ein Päarchen JBL LX 55 von 1990.

Diese haben je einen 25 cm TMT verbaut, leider mit Schaumstoffsicke.

Nun ist es so, wie bei vielen anderen Schaumstoffsicken, dass auch diese spröde und gebrochen ist.
Die Box hatte damals ca. 600 DM/Stück gekostet, also sind wohl nicht die allerhöchstwertigsten Chassis verbaut.

Meine Frage: soll ich die Sicken neu machen lassen (ca. 40€ pro Stück) oder lieber auf einen neuen TMT ausweichen?

Das Nettovol. der Box liegt bei ca. 44 l .

Was meint Ihr? Prost
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hoschibill
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#2
17.06.2009, 18:42

Hiho Smile
Ich würde sie refoamen lassen. Die Lx55 ist auf dieses Chassis abgestimmt. Ein Ersatz gegen ein anderes Chassis ist ohne Anpassung reine Glückssache. Ausserdem bezweifle ich, dass Du für 40€ gleichwertige Chassis bekommst.

Gruss
Olli
Freizeit muss Spaß machen Big Grin
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richi44
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#3
17.06.2009, 18:51

Das Problem ist, dass ein Tieftöner mit dem Gehäuse zusammen passen muss. Dafür gibt es Berechnungsprogramme und die Thiele-Small-Parameter.
Um den Tieftöner zu tauschen müsste man die TSP des jetztigen Tieftöners kennen und das ist unwahrscheinlich, dass man an diese Daten kommt. Ohne diese Daten ist es eine Chance 1:100, dass das neue Ding passt. Daher lohnt sich dieses Experiment nicht.
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fibbser
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#4
17.06.2009, 19:03

Eure Bedenken verstehe ich sehr gut.

Wenn ich allerdings das Nettovolumen habe, könnte ich doch einen passenden TMT "raussuchen", oder?

@Olli: meinst Du wirklich, dass man heute für 40€ keinen besseren TMT bekommt, als er vor fast 20 Jahren in einer 600 DM Box verbaut war?
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hifiologe
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#5
17.06.2009, 19:05

jup , die beiden über mir haben recht , wenn sie vorher gut waren in der abstimmung und dir gefallen haben , dann refoamen .
am volumen kannst du das nicht fest machen ! denk doch mal an die weiche und die dämmung , ist doch angepasst an das chassi .
Ich bin nicht die Signatur, ich putz hier nur...

technische und fachliche Beiträge mangels Kenntnis ohne Wertung

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.06.2009, 19:06 von hifiologe.)
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fibbser
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#6
17.06.2009, 19:22

Ja das mit der Weiche ist IMHO der relevante Punkt, die lässt sich nicht so ohne weiteres anpassen....gut, ich denke, Ihr habt mich überzeugt mit dem refoamen...die 15 Jahre, die das dann wieder hält sollten ja ausreichend sein.

Vielen Dank für Eure Meinungen, Ihr habt mir bei der Entscheidung sehr geholfen SmileProst
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hifiologe
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#7
17.06.2009, 19:23

bitte , ich kenne solche experimente nur zu gut , an dem einem lautsprecher paar schraube und verbeeser ich seit fast 4 jahren .
erspar dir das .
Ich bin nicht die Signatur, ich putz hier nur...

technische und fachliche Beiträge mangels Kenntnis ohne Wertung

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Leto
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#8
17.06.2009, 19:34

@fibbser

Hast du kein google oder ebay?Wink

Bitte einmal hier klicken

Prost

Von anderen Chassis würde ich aus genannten Gründen ebenfalls abraten, es sei denn du willst damit nur irgendwelche Gartenpartys befeuernWink
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Stones
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#9
17.06.2009, 19:48

Für Gartenpartys wären aber PA Boxen die bessere Lösung
und auch ein PA Verstärker.Smile Prost
____________________________________________________________
http://1fmblues.radio.de/

Der Internetsender mit traditioneller Blues - Blues Rock Musik. Prost

Die Armut vieler Menschen ist der Reichtum Weniger
.




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Leto
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#10
17.06.2009, 19:50

(17.06.2009, 19:48)Stones schrieb: Für Gartenpartys wären aber PA Boxen die bessere Lösung
und auch ein PA Verstärker.Smile Prost

Ich meinte jetzt eher ob die Dinger einfach nur schrebbeln sollen oder auch klingenWink
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fibbser
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#11
17.06.2009, 20:16

@Leto: den Link hatte ich auch.
Ich traue es mir nur nicht ganz zu, die Sicke so zu restaurieren, dass der Konus auch wirklich zentriert ist, weswegen ich hierzu tendiere: http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?View...0291961894

es sei denn, jemand von Euch kann das übernehmen CoolProst
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Leto
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#12
17.06.2009, 20:45

Naja probieren geht über studieren. Wenns meine eigenen wären würde ich da ran wagen.
Aber für einen der gewerblichen hier im Board sollte sowas doch Peanuts sein, oder? Prost
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fibbser
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#13
17.06.2009, 20:53

Hm, ich hatte mich mal an einen HT von Canton gewagt...das ging gründlich schief, die Schwingspule pappte fest am Magnet Dodgy

Hallo Gewerbliche! Traut sich das Jemand zu?Prost
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lennox2005
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#14
19.06.2009, 09:06

Hi Volker
Ich würde auch die Fertiglösung vorziehen!

Gruß HartmutSmile
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richi44
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#15
21.06.2009, 09:16

[Bild: 6ypofgoq.jpg]
Es ist nicht der Dackel, der selbst gemacht ist, sondern die Sicke. Diese ist aus extra dünnem Filz und mit Silikon eingestrichen (Badewannenabdichtung). Wenn die Schwingspule nicht beschädigt ist, weil sie schon lange im Magneten rumgeschabt hat, so kann man dies selber machen (Ist die Schwingspule beschädigt, lohnt sich eine Reparatur kaum).

Vorgehen: Zuerst die Stauschutzkalotte vorsichtig raus schneiden. Dabei wird sie natürlich etwas kleiner, was aber kein Problem sein sollte, wenn sie auf die Membran geklebt war und nicht auf den Schwingspulenträger.
Jetzt aus Postkarten Streifen schneiden und von vorne zwischen Schwingspule und Magnet schieben. Die Spule sollte sich noch schwergängig (nicht zu klamm) bewegen lassen.
Zuerst den vorderen Rand von allfälligem Karton oder Kork befreien. Diesen aufbewahren, wird wieder gebraucht.
Jetzt die alte Sicke entfernen, auch die Reste, die an der Membrane kleben. Nun den Filz so ausschneiden, dass er mal ein Loch hat, das etwa 3 cm weniger Durchmesser als die Membran besitzt.
Den Filz über die Membran "fädeln", dass er hinter dieser liegt. Der Filz sollte aussen noch so gross sein, dass man ihn nachher noch problemlos zuschneiden kann.
Jetzt wird der Filz hinter die Membran geklebt, dass es möglichst keine Falten gibt. Er sollte also sauber und glatt an der Membran anliegen. Dies mal einige Stunden trocknen lassen. Und darauf achten, dass kein Leim den Filz "versaut", weil er sonst hart wird.
Nun wird die Membran GANZ nach innen gedrückt, bis die Zentrierung nicht mehr weiter kann. Anschliessend wird der Lautsprecher aufs "Gesicht" auf den Tisch gelegt und der Filz soweit glatt gezogen, dass es ebenfalls keine Falten gibt. Dabei MUSS die Membran ganz nach innen geschoben sein.
Mit einem Stift den Filz markieren, damit man ihn anschliessend ausschneiden kann.

Durch das Festklemmen der Schwingspule ist erstens die Schwingspule zentriert und sie steht auch parallel im Luftspalt. Wenn also der Filzrand markiert wird, so ist jetzt garantiert, dass sich die Membrane ebenfalls parallel zum Luftspalt bewegen wird.

Nachdem der Filz markiert und ausgeschnitten ist, wird er an den Lautsprecherkorb geklebt. Dabei soll der Filz bei eingeschobener Schwingspule locker-glatt ohne Falten angeklebt sein. Wieder einige Stunden trocknen lassen.
Nun wird Silikon aufgetragen und mit dem Finger GANZ DÜNN verstrichen. Es braucht erst mal genügend Silikon, dass der Filz überall bedeckt ist, aber letztlich darf es nur eine ganz dünne Schicht sein, weil sonst die Federkraft zu stark wird und der Lautsprecher völlig andere TSP bekommt. Durch das Streichen mit dem Finger wird der Filz leicht gedehnt.
Nun wird die Membran so weit nach aussen verschoben, dass sie sich möglichst genau in der Mitte der Auslenkung befindet. Das ist üblicherweise dann der Fall, wenn die rückwärtige Zentrierung weder einen Berg noch ein Tal bildet, sondern eben ist.
Jetzt lässt man die ganze Sache einen Tag trocknen. Dass jetzt die Sicke nach innen geht statt nach aussen spielt solange keine Rolle, wie sie Platz genug hat und nicht am Korb anstösst.
Jetzt erfolgt eine erste Kontrolle, ob alles ohne Kratzen läuft. Dazu natürlich die Postkarten entfernen. Wenn alles OK ist, kann die Staubschutzkalotte wieder aufgeklebt werden und der Lautsprecher tut es wieder für 100 Jahre.

Mit einer Fertigsicke (aber kein Schaumstoff, sonst hat man den Ärger bald wieder) ist die Prozedur ähnlich, nur dass da einige Schwitte entfallen. Massgebend ist das Festklemmen und damit zentrieren der Schwingspule, bis alles trocken ist.
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fibbser
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#16
21.06.2009, 10:28

Vielen Dank Richi für das genaue Vorgehen und dessen Beschreibung, jetzt kann ich mir das auch vorstellen.Prost

Ich gebe aber zu, dass ich mir das nicht wirklich zutraue, da habe ich eher zu linke Daumen fürConfused
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lennox2005
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#17
21.06.2009, 14:26

Nach der Beschreibung könnte man es sich zutrauen! schöner Bericht!

Gruß HartmutShy
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RocknRollCowboy
Neuling

Beiträge: 3
Registriert seit: Mar 2009
#18
04.08.2009, 20:04

Hallo richi

Habe deinen Bericht zum Refoamen mit großem Interesse gelesen. Hatte nämlich das Problem mit meinen Fostex FW 200 auch. Habs dann aber von einem Experten machen lassen.

Einige Fragen noch dazu:
Ist es egal welche Sicken man nimmt (Gummi oder Schaumstoff)? Je nachdem wie hart oder weich das Material ändern sich doch die TSP´s, oder?
Oder ist es vernachlässigbar gering gegenüber den anderen Parametern der LS?
Ich frage deshalb nach, weil du Filz benutzt hast und wahrscheinlich auch nicht die richtige "Härte" der Sicken wusstest.

Ich habe mir zwar angelesen das die TSP´s wichtige Parameter für einen LS sind, aber wie sie sich in der Praxis auswirken kann ich leider nicht beurteilen. Auch habe ich das mit den verschiedenen Arten der Güten noch nicht genau verstanden. Wird aber schön langsam noch.

Schönen Gruß
Georg
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richi44
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#19
08.08.2009, 10:55

Hallo Georg, Du hast recht, ich habe die Härte der Sicken nicht gewusst. Aber es gibt da die Eigenresonanz. Und diese wäre laut Hersteller 21Hz. Ich habe sie (bei eingespielten Chasis) mit 19Hz festgestellt.

Ich habe erwähnt, dass ich auf der Frontseite das Silikon dünn aufgebracht habe. Dann habe ich mal die Resonanz gemessen und kam auf etwa 35Hz. Das bedeutet, dass die Federhärte grösser geworden ist. Da alle Parameter einen Zusammenhang haben, kam ich zu folgendem Schluss: Am elektrischen Teil hat sich nichts geändert. Die Membranmasse ist praktisch gleich geblieben. Die Resonanz ist höher, folglich die Federhärte grösser. Und das Vas (äquivalentes Luftvolumen) muss entsprechend kleiner geworden sein, denn es ist jenes Volumen (die Federwirkung der einschlossenen Luft im Gehäuse), welches die Resonanz nochmals um einen bestimmten Betrag erhöht. Ist die Feder härter = höhere Resonanz, so muss das Vas härter und damit kleiner werden.
Mein Betsreben war nun, die Resonanz tiefer zu machen und dazu habe ich mit einer Messingdrahtbürste auf der Hinterseite den Filz gequählt und ausgedünnt. Jetzt liegt die Resonanz bei 25Hz und ist damit deutlich näher am Original.

Und noch zum Thema Güte:
Mal angenommen, wir stellen das Chassis in ein Vakuum. Hätten wir keine Reibung in den Federn, so würde die einmal angestossene Membran ewig weiter schwingen. Dies aber nur mit ihrer Eigenresonanz. Bei dieser Frequenz bräuchten wir keine Leistung, bei jeder anderen Frequenz aber schon. Nun kann man natürlich die Membran "vergewaltigen" und mit einer anderen Frequenz schwingen lassen, wenn man sie entsprechend dauernd anregt. Dies geht aber wie gesagt nicht ohne Leistungszufuhr. Wir könnten jetzt die Membranamplitude (unter Berücksichtigung der Tatsache, dass bei hohen Frequenzen diese kleiner ist als bei tiefen) messen und in einer Kurve auftragen. Wir würden feststellen, dass die zugeführte Leistung im Resonanzfall am kleinsten ist und mit zunehmender Frequenzabweichung ansteigt. Und wir könnten daraus einen Wirkungsgrad ableiten. Dann, wenn keine weitere Leistung zugeführt werden muss um die Schwingung beizubehalten haben wir einen Wirkungsgrad von 100%. Dies wäre maximale Güte des "Schwingkreises".

Haben wir eine sehr hohe Bedämpfung (durch die Schallabstrahlung, durch die elektrische Bedämpfung und durch die mechanische Reibung), so ergibt sich bei entsprechender Ansteuerung keine Überhöhung bei der Resonanz. Im Gegenfall haben wir durch geringe Bedämpfung eine deutliche Überhöhung. Nun ist bekannt, dass z.B. eine Schiffschaukel nicht gleich aus dem Stand maximal pendelt, sondern dass man jeweils mit jeder Schaukelbewegung durch Gewichtverlagerung Energie zuführt. Und genau so hier. Es dauert eine Weile, bis die maximale Schwingung erreicht ist. Je höher die Güte, desto geringer die zuzuführende Energie, aber umso länger dauert es bis zur maximalen Amplitude.

Güten unter 0.7 führen zu einem flachen Abfall ohne Überhöhung, Güten über 0,7 ergeben eine Überhöhung. Ideal ist folglich eine Güte von 0,7, weil die Schwingamplitude linear verläuft (bezw. das Gehörte) und sich die Verzögerungen des Einschwingens noch in vernünftigen, unhörbaren Grenzen halten. Darum streben wir in der Praxis diese Güte an, wenn wir nicht mit elektronischen Massnahmen "nachhelfen" wollen.
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RocknRollCowboy
Neuling

Beiträge: 3
Registriert seit: Mar 2009
#20
17.08.2009, 15:53

Super.
danke für Deine ausführliche Antwort.
Schön langsam wird das jetzt alles klarer.

Schönen Gruß
Georg
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