LS beschneiden, hier Visaton BG 20

[fibbser]

Hallo Leute,

ich besitze ein Päarchen Visaton MB 208 H.

Verbaut sind u.a. je zwei Visaton BG 20, ein recht preisgünstiger, aber auch wirklich guter Breitbänder.

In dieser Box laufen Beide parallel bis 4,5 khz und werden dann von einem Hochtonhorn abgelöst.

Nun habe ich öfters schon gelesen, u.a. auch in der Klang & Ton, dass sich das Chassis in den Mitten deutlich ruhiger verhält, wenn man dihn von dem Hochtontrichter befreit.

Es gleicht ja nun einer kleinen OP, mit scharfem Cutter, einer ruhigen Hand und das Ganze 4x. Es ist quasi ein kleines Risiko dabei.

Klanglich soll es sich durch deutlich saubere Mitten bemerkbar machen.

Meine Frage: Hat Jemand von Euch schon Erfahrungen in dieser Richtung bei einem Breitbänder (eigentlich ist es in dieser Kombi ja nur ein recht hoch laufender 20 cm TMT)?

[richi44]

Ich will jetzt nicht einfach rumkritisieren, aber...
Wenn ich die Daten dieser Lautsprecher anschaue und im Basscad eingebe, so bekomme ich für EIN Chassis ein Idealvolumen von 69,5 Liter, also das Doppelte für 2 Chassis.
Visaton gibt für 1 Chassis 30 Liter an, folglich 60 Liter für 2 Stück.
Nehme ich einen Wert von 30 Liter, so zeigt mir das Programm eine Güte von 0,95 und ist damit schon einiges entfernt vom idealen Lautsprecher. Rechne ich diese 30 Liter (Deine Box dürfte so knappe 25 Liter besitzen) für 2 Chassis, komme ich auf eine Güte von rund 1,3. Wenn Du also etwas verbessern möchtest, so wäre ein richtig berechnetes Gehäuse genau so wichtig wie das Entfernen der Schwirrmembran.
Wenn es aber darum geht, einen Partykeller zu beschallen, dann kann diese Box im jetztigen Zustand durchaus tauglich sein und ich vermute stark, dass es keinen nennenswerten Erfolg brächte, die Hochtondinger raus zu schneiden.

[fibbser]

Hi richi,

ne, ist schon ok, nur raus mit der Sprache, darum sind wir ja hier

Die MB 208 wurde nach den originalen Plänen von Visaton gebaut; ihr -8db liegt bei 80 Hz. Bass kann sie eigentlich so gut wie gar nicht, nur den Oberbass.
Unterstützt wird sie bei mir durch zwei aktiv angetriebene 30er Subs.

In der Praxis funktioniert das außerordentlich gut.
Der Lautsprecher klingt sehr sauber und auch im Grundtonbereich wirklich gut auflösend.
Ich vermeine lediglich in einem schmalen Frequenzbereich etwas, wie soll ich es ausdrücken, gepresstes zu hören. Dies ist im Bereich der oberen Mitten.

Link zu Visaton: >klick<

[richi44]

Hallo Volker, jetzt stellt sich mal die Frage, was Du mit diesen (Party)Boxen anstellst. Wenn Du sie als Heim-Stereoboxen verwendest, wird es nicht optimal.
Hier mal das Frequenzdiagramm dieses Chassis:

Es ist offensichtlich, dass sich bereits ab 1kHz Ungereimtheiten ergeben, die den Klang beeinflussen. Richtig hässlich wird es ab 3kHz und unbrauchbar ab 8kHz.
Im Vergleich dazu der bekannte B200:

Der sieht besser aus, aber der Unterschied ist eigentlich erst bei 8kHz deutlich. Das bedeutet, dass dieser Lautspecher ohne die Schwirrmembran nicht wirklich besser sein wird als der jetzt verbaute und dass das Problem nicht zwingend an der Schwirrmembran liegen muss. Man sieht im Wasserfalldiagramm auch, dass da im oberen Bereich so einiges nicht mehr stimmt:

Zum Vergleich ein Monacor Mittel-Tieftöner:

der doch um einiges linearer ist (SPH-170). Oder als Beispiel ein Tangband, den man ebenfalls in Deutschland bekommt:
http://www.tb-speaker.com/detail/1230_04/w8-1772.htm . (LINK korrigiert, Gruss Olli)

Natürlich kannst Du den Versuch starten und die Hochtonmembran raus operieren, nur glaube ich nicht so recht an den Erfolg.
Wenn Du also mit diesen Dingern generell Musik hörst, so verstehe ich Deine Vorbehalte, würde aber nicht zu viel investieren, denn neben den hifi-untauglichen Breitbandlautsprechern ist auch der Hochtöner alles andere als erste Wahl. Und die Versprechen, die Visaton da abdruckt ("Die Kombination 208/H und 115/B bietet hervorragenden Klang auf HiFi-Niveau" aus Hobby-Hifi oder die Aussage vonwegen D'Appolitto) haben nichts mit der tatsächlichen Box zu tun.

[fibbser]

Hi richi,

hm, was soll ich sagen?

Ich nutze diese Kombi tatsächlich als Haupt-LS.

Vorher hatte ich eine Paar Mission 70 und ein Paar Canton LE 130.

In meinen Ohren klingt die Visaton-Kombi, dem buckeligen Frequenzgang zum Trotz, um Klassen besser als die vorher gehenden.

Beide, Mission und Canton, sind ja nun auch nicht unbedingt _die_ Renner.
Sowohl mein Kumpel als auch meiner Frau rutschte Anfangs bei den Visas ein "...die klingen aber gut..." raus.

In früheren Jahren (vor 15 - 20) besaß ich ein Paar Focal Onyx und ein Paar Elac EL 150II. Klar ist, das diese Kombi bei weitem nicht an diese LS rankommt, aber es ist für dieser "AHA-" Effekt vorhanden, der zum Fußwippen einlädt und Musik so schön livehaftig macht.

Wenn Du nicht zu weit weg wohnst, lade ich Dich gerne ein

Ich meine, evtl. liege ich ja auch gänzlich falsch

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Vielleicht sollte ich noch dazu schreiben, dass ich nahezu ausschließlich Rock und Blues höre, evtl. manchmal bissel Lounge-Jazz

[richi44]

Bis in die Schweiz sind es sicher ein paar Kilometer...

Solche Lautsprecher haben ihre Vor- und Nachteile. Der Vorteil einer Breitbandkonstruktion ist ist eigentlich die punktförmige Abstrahlung. Diese geht aber verloren, wenn mehrere Chassis daran beteiligt sind und wenn man nicht ganz genau auf der Lautsprecherachse hört.
Ein weiterer Vorteil ist die Homogenität des Klangs, der trotz mehrerer Chassis noch weitgehend erhalten bleibt. Vergleichbar sind damit höchstens Koax-Systeme (Tannoy, wie meine alten Dinger).
Der Nachteil an den Breitbändern ist der meist unregelmässige Frequenzgang, der zu einer Färbung des Klanges führt und sehr oft den oberen Mittenbereich betrifft, also die Frequenzen von 1 bis etwa 4kHz.
Dass solche Lautsprecher den Wipp-Faktor mitbringen, ist eigentlich logisch, denn sie haben durch die Homognität des Klanges etwas Live-haftes. Und Frequenzgangfehler sind im Grunde nicht so tragisch, weil solche in jedem Raum vorhanden sind und daher auch in einem Konzert entstehen. Der Unterschied ist lediglich, dass die Veränderungen des Frequenzgangs bei Lautsprechern durch Membranresonanzen entstehen und nicht durch Auslöschungen wie im Raum. Und diese Resonanzen beinhalten erstens Klirr und zweitens sind sie zeitlich nicht synchron mit der Musik, sie müssen sich ja jeweils erst auf- und dann wieder abbauen. Und genau das ist die Krux an der Sache. Es entsteht ein live-ähnliches Klangbild, das aber im Lauf der Zeit ermüdet, weil irgend etwas nicht stimmt.
Mein Favorit ist da eine Box mit einem Mitteltöner oder Breitbänder, der zwischen etwa 300Hz und 5kHz arbeitet. Darunter ist ein guter Tieftöner angesiedelt, darüber eine Kalotte. Die Trennfrequenzen liegen so, weil das Ohr unter 300Hz und über 5kHz nicht mehr sonderlich empfindlich ist und Fehler weniger feststellen kann. Andererseits wirkt der Mitteltöner für die wesentlichen Teile der Instrumente und Stimmen wie ein Breitbänder, also Homogenität, Punktabstrahlung und ausgezeichnete Ortung.

Es ist im Grunde nicht nötig, einen Lautsprecher auf Rock, Blues oder Klassik zu konstruieren. Wenn die Aufnahme perfekt ist und im Studio mit den guten, linearen Monitoren einwandfrei geklungen hat, so wird sie in einem vernünftigen Raum mit guten Lautsprechern ebenfalls einwandfrei klingen. Im Studio wird ja (zumindest in den grösseren Studios) nicht nur eine Musikrichtung produziert, da ist fast alles möglich und daher müssen die Monitore linear sein und wie meine Konstruktion (habe ich einem Freund ausgeliehen) den Hauptanteil der Instrumente über EIN Chassis wiedergeben.